Endlich vorbei! Oder doch nicht? Alles über die Menopause.
Frauen machen unterschiedliche Erfahrungen während der Menopause, in der ein langer Kreislauf von hormonellen Schwankungen scheinbar endet. Die einen haben keine Symptome und scheinen auf den ersten Blick wie neu geboren, die anderen leiden unter einer Vielzahl von körperlichen Erscheinungen.
Veränderungen im Wechsel
Bis zum Wechsel sind Frauen aufgrund einer durch Östrogen ausgelösten chemischen Reaktion im Körper resistenter gegenüber Herzinfarkten und oxidativem Stress. Durch das Sinken des Östrogenspiegels, wenn sich der Körper in Richtung Menopause entwickelt, steigt bei vielen Frauen der Blutdruck (der Augendruck ist hiervon auch betroffen), bei manchen ist dies vorübergehend, bei anderen bleibt der erhöhte Blutdruck dauerhaft. Auch das Hitzegefühl in der Menopause ist auf den erhöhten Blutdruck zurückzuführen.
Nicht nur das Auge trocknet aus, sondern auch die Scheidentrockenheit ist für viele eine Belastung. Die Haut kann sich ebenfalls trockener anfühlen.
Calcium und Östrogen arbeiten in der ersten Lebenshälfte zusammen. Der Knochen wird dadurch stärker. Fehlt in der Menopause Östrogen, so kommt ein Prozess ins Rollen, bei dem der Körper auf das Calcium in den Knochen zurückgreift. Dies fördert die Entstehung von Osteoporose.
Östrogen verbessert den Zuckerabbau. Sinkt die Konzentration des Hormons, werden Zucker und Kohlendhydrate langsamer vom Körper abgebaut. Auch die Verwertung von Fetten verlangsamt sich und so wird es schneller „angesetzt“.
Der Muskelaufbau profitiert bis zur zweiten Lebenshälfte vom Östrogen. Ab der Menopause ändert sich (aufgrund einer Stammzellenkonfiguration durch Hormone) dieser Prozess. Muskeln werden abgebaut und blöderweise durch Fettzellen ersetzt. Diese Verwirrung der Zellen kann dazu führen, dass statt Knochen und Muskeln mehr Fett entsteht – tendenziell am Bauch.
Im Laufe des weiblichen Zyklus wirkt Progesteron immer wieder beruhigend auf das Gehirn. Es wird in der zweiten Zyklushälfte gebildet und löst im Körper nach dem Eisprung verschiedene Prozesse aus, um eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Während dieser Phase vor dem Wechsel haben Frauen oft Stimmungsschwankungen, depressive Episoden und eine sehr kurze „Zündschnur“. Progesteron jedoch im Allgemeinen, gibt Frauen in der ersten Lebenshälfte mehr Resilienz und Gelassenheit gewissen Stressfaktoren gegenüber. Umso weniger verwunderlich ist es, dass ohne Eisprung dieses Hormon keinen Nutzen mehr hat. Genauso wie das Östrogen sinkt es auch. Die Neigung zu depressiven Stimmungen und Angstzuständen nimmt zu. Viele Frauen fühlen sich hier zurecht vor den Kopf gestoßen, weil sie sich so mies gelaunt selbst nicht mehr wiedererkennen. Dabei ist alles „nur“ ein chemischer Prozess im Körper.
Gesellschaftlich wird immer wieder darüber gescherzt, dass Frauen ein Elefentenhirn haben und nichts vergessen. Das hängt vor allem mit dem Hippocampus zusammen, der Sitz des Gedächtnisses und des Zeitgefühls. Sinkt das Östrogen, so schrumpft auch der Hippocampus und die einfachsten Alltagsgedanken müssen plötzlich alle notiert werden. (Huber, 2022)
Quelle: Huber, P. D. (2022). Wunderwerk Frau. München: Gräfe und Unzer.
Was hilft im Wechsel?
Zuallererst einmal: Ruhe bewahren! Nur weil die Liste an Veränderungen sehr umfangreich scheint, heißt es nicht, dass alle eintreten. So wie jede Frau einzigartig ist, ist es auch ihre Menopause und die Veränderungen, die damit im Körper einhergehen. Die meisten körperlichen Symptome sollten jedoch unbedingt auch medizinisch abgeklärt werden.
Hier eine kleine Auflistung für erste Abhilfen
- Informationen einholen: Wissen ist Macht! Wissen ist Selbstermächtigung!
- Sich eine gute (wirklich gute) Frauenärztin bzw. Frauenarzt zum Austausch suchen und auch bei zu vielen Symptomen die Zugabe von Hormonen in Erwägung ziehen. So kann die teilweise sehr stark abfallende Kurve im Wechsel abgeflacht werden.
- Sport und Östrogen lieben sich. Regelmäßige Bewegungseinheiten sind für den weiblichen Körper ein Segen. Gerade abends wirkt er sich günstig auf das Herz-Kreislauf-System aus.
- Der weibliche Körper freut sich immer über Proteine und gerade nach dem Wechsel kann hier durch eine eiweißreiche Ernährung dem Stoffwechsel gut geholfen werden.
- Auf Phytoöstrogene in der Ernährung achten, z.B. durch Ashwaganda-Präperate. Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe und haben strukturelle Ähnlichkeit mit Östrogenen. Sie können sich dadurch an Estrogenrezeptoren binden und eine östrogene oder auch antiöstrogene Wirkung erzielen.
- Regelmäßige Kontrolle von Omega 3, Calcium und Magnesium und diese ggf. durch Nahrungsergänzungsmittel supplementieren.
- Soja enthält natürliches Östrogen – gerne in die Ernährung einbauen.
- Entspannungsmethoden als Routinen finden: Meditation, Atemübungen, Spazieren gehen, Malen – ganz egal, Hauptsache etwas, das Freude macht und Entspannung bereitet.
- Etwas Neues lernen und so das Gehirn „fit“ halten.
- Sich mit anderen austauschen! Ganz wichtig sich immer andere Frauen zu suchen, die auch schon Erfahrungen mit der Menopause haben. Austausch und gegenseitiges Mitgefühl sind hier essenziell.
Ein Blick aus der Zyklus-Achtsamkeit auf die Menopause
Aus den Beobachtungen, was die Intensität der Menopausensymptome betrifft, geht hervor, dass die Frauen, die in ihrer ersten Lebenshälfte viel funktionieren mussten, mehrere Symptome in der Menopause haben. Wenn die Möglichkeit für die Regeneration (durch den weiblichen Zyklus) jeden Monat nicht genutzt wird und die Mehrfachbelastungen durch Kinder, Job, Haushalt, Beziehung und auch die Gesellschaft dauerhaft zu hoch waren, so bekommt man die „Rechnung“ dafür im Wechsel – als würde der Körper sagen: „Du hast nie auf Pausen geachtet oder gut auf mich geschaut. Hier ist dein Ergebnis. Danke für nichts!“ Übrigens: Die Symptome im Wechsel sind unabhängig von Zyklusbeschwerden während der fruchtbaren Jahre. Die Gleichung „Regelschmerzen + PMS + starke Blutungen = Beschwerden im Wechsel“ geht nicht auf.
Leider wissen immer noch viel zu wenige Frauen wie viel sich im weiblichen Körper nicht nur in der ersten Lebenshälfte, sondern vor allem auch im Wechsel verändert und abspielt. Was sich jedoch auch zeigt: Wenn die erste Zeit der Veränderungen einmal abgeschlossen ist, dann macht sich eine gewisse „Grundzufriedenheit“ breit. Ohne den monatlichen Zyklus besitzt der Körper nämlich einerseits mehr gleichbleibende Energieressourcen und auch mehr emotionale Stabilität. Das ist doch etwas, worauf man sich freuen kann, oder?